ROT: "Und was machst du so beruflich?" Das wurde ich gestern auf einer Party mindestens zehnmal gefragt. Für mich schwingt da unterschwellig immer die Frage mit, ob ich erfolgreich bin.
WEISS: Das war nicht immer so. Früher wäre es niemanden in den Sinn gekommen, einen Bauern, Handwerker oder Beamten nach seinen Erfolgen zu fragen.
ROT: Ach ja?
WEISS: Das größte Lob, das dem gemeinen Mann zuteil werden konnte war, dass er für tüchtig befunden wurde. Und tüchtig war der, der einfach das getan hat, was er tun sollte.
ROT: Oder mit Kant gesprochen: Wir sind nicht auf der Welt, um glücklich zu sein sondern um unsere Pflicht zu tun.
WEISS: Heute sagt uns niemand mehr, was wir tun sollen. Wir haben die Wahl - und wer wählt, der will und muss zeigen, dass er richtig gewählt hat.
ROT: Das heißt, wer die Selbständigkeit wählt, will ein florierendes Geschäft vorweisen, und wer sich für eine Karriere entscheidet, will auf der beruflichen Leiter sichtbar vorankommen.
WEISS: Auch Eltern, die sich bewusst für die Familie entschieden haben, wollen sich mit wohlgeratenen Sprösslingen präsentieren.
ROT: Verdammt - ich will raus aus dem Erfolgszwang. Ich steige aus.
WEISS: Nur zu. Dann wird dir dein Umfeld gespannt dabei zusehen, ob und inwieweit du dein persönliches Glück außerhalb der Gesellschaft findest. - Viel Erfolg dabei!
Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu.)
LG Ralf & Thomas
Erfolg muss nicht nach außen sichtbar sein – er drückt sich in dem Gefühl aus, dass Erfolg beim Einzelnen erzeugt.
Und da sind wir angreifbar…lassen wir unsere Gefühle durch Reaktionen anderer beeinflussen, oder bringen wir das Rückgrat auf in uns hinein zu horchen und mit den eigenen, persönlichen, bewältigten Herausforderungen zufrieden (und somit gefühlt erfolgreich) zu sein?!
Ich finde auch, dass wir uns unseren Erfolgsmaßstab nicht von außen vorgeben lassen sollten. Aber auch der innere Maßstab wird schnell zur Peitsche, die uns unbarmherzig antreibt…
Diese Schleife – oder besser Hamsterrad? – ist erhellend: Erfolgszwang entsteht durch Wahlfreiheit. Wer nur beauftragt handelt, dem reicht Pflichterfüllung, wer wählt, wird am Ergebnis gemessen, auch von sich selber. Fühlt sich genau so an.
Kann ich entspannter durchs Leben gehen, wenn ich mir bewusst die Ziele niedriger hänge und engmaschig die Erreichung dokumentiere? Ich versuch’s…
„Wer nur beauftragt handelt, dem reicht Pflichterfüllung“??? Also ich kenne keinen Beauftragten, weder Selbstständiger noch Angestellter, der das so hinbekommt. Das fängt ja schon damit an, dass bei unseren Aufträgen die Kriterien für Pflichterfüllung nie ganz eindeutig sind. Und wir werden immer am Ergebnis gemessen.
Wenn ich den Auftrag habe einen Sack Kartoffeln zu schälen, dann werden hinterher drei Köche auch dreierlei Meinung sein, ob ich meine Pflicht erfüllt habe – oder ob ich die Kartoffeln in deren Auge nur zerfetzt habe.
Aber es ist sowieso selten der äußere Maßstab, den wir an uns selbst anlegen. Denn auch bei Pflichterfüllung treffen wir eine Entscheidung über das Maß der Pflicht – und „der innere Maßstab wird schnell zur Peitsche, die uns unbarmherzig antreibt…“.
Erfolg, wie der Name schon sagt, folgt auf etwas, steht also am Ende – und ist ein Ergebnisziel.
Auf der Zeitachse ist das Überschreiten der Ziellinie aber ein beliebig kurzer Moment – insbesondere im Verhältnis zu der langen Phase auf dem Weg zum Ziel.
Wenn ich das Glücklich sein nur mit Erfolg verknüpfe, dann bin ich die meiste Zeit in meinem Leben nicht glücklich. Da nehme ich für mein Glück doch lieber Handlungsziele – denn der Weg ist das Ziel.
Stimmt – der Kabarettist Hans Werner Olm hatte das mal für einen Casanova folgendermaßen übersetzt:
„Du kannst nicht mit jeder Frau Sex haben (Ergebnisziel) – aber Du sollst es wenigstens versuchen (Handlungsziel)…“
Ich benötige auch oft solche Transferhilfen. Das Buch „Entschleunigt auf der Überholspur – Achtsamkeit für Führungskräfte“ von Joschka Breitner hätte ich für sich alleine genommen auch nicht richtig einordnen können.
Erst durch die Einbettung als Buch im Buch
„Achtsam morden“ von Karsten Dusse fand ich Zugang zu dem Thema Achtsamkeit. ?
Matthias Matschke als Sprecher der Hörbuch Ausführung ist das i-Tüpfelchen – einfach nur genial!!!
Es wird doch niemand sagen: Sie ist eine erfolgreiche Krankenschwester oder er ist ein erfolgreicher Busfahrer, obwohl es auch ein Erfolg ist, wenn der Bus sicher an Endhaltestelle ankommt.
Jeder hat so seine Erfolge, aber wer hält uns deshalb für erfolgreich.
Das ist doch dann eher den erfolgreichen Unternehmern, Schriftstellern, Malern, Wissenschaftlern, Erfindern, Sportlern usw. vorbehalten.
Und Erfolgreich = Reich durch Erfolg, ist dabei immer noch am einfachsten zu erkennen.