
ROT: Im Traum hat mir letzte Nacht Xi Jinping auf dem Oktoberfest zugeprostet und mich gefragt: "Wieviel Maß Freiheit verträgt ein Volk, bevor es besoffen wird?" Ich blickte mich um und sah meine Landsmänner und -männinnen bedenklich schwanken. Schweißnass aufgewacht konnte ich danach nicht mehr schlafen. - Was soll das?
WEISS: Tja mein Lieber, Freiheit wird leicht zur Sauerei: Lässt man die Schweine aus den Ställen, werden sie wieder wild statt frei, denn sie folgen nur ihren Trieben und Lüsten.
ROT: Also einfach die Fesseln abzustreifen reicht nicht, um frei zu sein? Was fehlt der Freiheit noch zur Freiheit?
WEISS: Freiheit ist der individuelle, mit einem Gewissen behaftete Wille, der sich im Wissen um Gut und Böse entscheidet, dieses zu tun und jenes zu lassen.
ROT: Das heißt, je individueller der Wille, desto einsamer die Entscheidung? Macht Freiheit am Ende einsam?
WEISS: Ja, Einsamkeit ist die Nachtseite der Freiheit.
ROT: Und was ist, wenn ein freier Wille mit einem anderen freien Willen über Kreuz liegt?
WEISS: Dann gibt es Despotie oder Demokratie. Entweder bezwingt der eine den anderen, oder beide verhandeln - zuweilen ziemlich nervenaufreibend - einen Konsens.
ROT: Und inwiefern macht Freiheit besoffen?
WEISS: Vielleicht meint Jingping es in deinem Traum so: Die mit dem zunehmenden Individualismus alias Egoismus verbundene Freiheit führt wie Alkohol leicht zu Wahrnehmungstrübungen und Kontrollverlust. Während ein Gläschen Bier gesellig macht, geht es bei einem Übermaßkrug Freiheit offenbar aus östlicher Perspektive im Westen derzeit über Tisch und Bänke. - Übrigens sehr treffend geträumt, finde ich.
ROT: Und wie bekommen wir jetzt wieder Ordnung ins Zelt?
WEISS: Jingping würde jetzt den Zapfenstreich blasen. - Ich würde stattdessen alkoholfreie Freiheit in den Ausschank nehmen. Schmeckt vielleicht nicht jedem. Doch was muss, das muss. Wie man die destilliert, weiß ich allerdings auch nicht. Vielleicht hat jemand eine Idee?
Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu.)
LG Ralf & Thomas
„Freiheit ist der individuelle, mit einem Gewissen behaftete Wille, der sich im Wissen um Gut und Böse entscheidet, dieses zu tun und jenes zu lassen“.
Der Satz passt – entschuldigt die stumpfe Metapher – gut zu Pommes und Mayo. Ein feiner Küchenzauber hätte wohl mehr als drei Seiten Text. Woher kommt diese Aussage – Zitat oder nicht – wer ist der geistige Urheber? Und was zur Hölle ist Gut oder Böse?
Derweil berührt ihr hier eine DER Fragen, denen wir uns stellen dürfen, bevor die „abendländische Kultur“ ihre Leitkraft in der Welt verliert: Wie lernen Menschen, mit der Freiheit umzugehen, etwas von Wert daraus zu machen, anstatt sie in Alkohol und Medienrausch zu ertränken? Wie viel habe ICH schon gelernt (frage ich mich, im Flugzeg sitzend, McPomalds-Fraß im Bauch, mein Handy vor Augen)?
Danke, ich bin ein Fan Eures kleinen Blogs
Ja, an dem Begriff Freiheit hat sich schon mancher die Zähne ausgebissen. – Das frittierte Definitionsangebot ist ein Gewächs aus eigenem Garten, jedoch gedüngt mit dem Humus guter alter Denktradition. – Gut und Böse gründet m.E. in dem je eigenen kulturellen Betriebssystem eines Menschen und wird über das Gewissen auf das innere Armaturenbrett eingespielt, wo es das Fahrverhalten der Individuen positiv beeinflussen soll. Über das Gute und Böse an und für sich ließe sich ansonsten mehr als drei Seiten lang streiten. 😉
Danke für Deinen Beitrag und insbesondere natürlich für den letzten Satz, das freut und motiviert uns Köche 🙂
Kaum zu glauben, für viele Menschen auf dieser Welt sind allenfalls die Gedanken frei, aber auch nur so lange sie die für sich behalten.
Da reicht schon der falsche Glaube und du verlierst nicht nur deine Freiheit, sondern auch dein Leben.
Und wir müssen uns mit den Folgen von zu viel Freiheit beschäftigen.
Warum der Mensch sich so irre verhält, kann ich nicht erklären.
Ein Grund ist vielleicht, dass es in unser Gesellschaft kein „es ist genug“
oder „es reicht jetzt“ mehr gibt.
Es muss immer schneller, besser, leichter, lustiger sein.
Zufriedenheit reicht nicht, es muss schon das große Glück sein, da das
aber nur selten wahr wird, ist man eben weiter unzufrieden.
Keine leichte Kost !
In der Tat, Freiheit, Zufriedenheit und Glück können ein zusammenhängender Dreiklang sein.
Müssen sie aber nicht zwingend.
Und bei Freiheit fällt mir immer Art 2 I GG und seine Schrankentrias ein. Heißt: Jeder kann tun und lassen, was er will, es sei denn sein Handeln verstößt gegen die verfassungsmäßige Ordnung, die Rechte anderer, oder das allgemeine Sittengesetz. Wobei das letztere glücklicherweise dem gesellschaftlichen Wandel unterworfen ist. Sonst hätten wir immer noch den Kuppeleiparagraphen oder § 175 StGB, oder § 1300 BGB. Alles weg. Zu Recht. Im Sinne der Freiheit!
Hallo Thomas,
das habe ich genau anders herum gemeint.
Freiheit, Zufriedenheit und Glück können heute nicht mehr im Gleichklang sein.
Das ständige mehr an dem was noch machbar ist, mag für die einen ein scheinbarer Gewinn sein, andere werden aber dadurch, wenn auch ungewollt, in Ihrer Freiheit eingeschränkt.
Selbstverständlich kann ich jederzeit von meinem negativen Recht Gebrauch machen und Orte meiden die mir missfallen.
Ich frage mich allerdings ob wirklich immer alles gemacht werden muss, weil es machbar ist und ich dadurch Orte meiden muss an denen ich mich eigentlich gern aufhalte.
Das ist nicht der Ruf nach mehr Gesetzen, sondern der Wunsch nach mehr Rücksichtnahme bei der Ausübung unserer Freiheit.
Ja, Jo, Rücksichtnahme bei der Ausübung der jeweiligen individuellen Freiheit ist der Schlüssel! Konsens. Genau das versucht die Schrankentrias juristisch. Aber alles Juristische ist ohne Menschenverstand obsolet….