ROT: Warum haben wir eigentlich so einen Horror davor, dass uns Computer die Arbeit abnehmen?
WEISS: Weil wir dann nicht mehr in den Urlaub fahren könnten, um uns von der Arbeit zu erholen?
ROT: Aber wenn Computer und Roboter die ganze Arbeit machen würden, dann wäre doch für unser Auskommen gesorgt. Wir könnten - wie weiland Marx es für jedermann forderte - "heute dies, morgen jenes tun, morgens jagen, nachmittags fischen und abends Viehzucht treiben, nach dem Essen kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt und Kritiker zu werden". Warum fürchten wir uns also vor Arbeitslosigkeit?
WEISS: Vielleicht weil wir damals bei der Vertreibung aus dem Paradies mit einem Arbeitsfluch belegt wurden: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen. Aber die Bürger im antiken Griechenland haben gezeigt, dass es auch anders geht: Sie haben die Arbeit verabscheut und diese gerne ihren Sklaven überlassen. Um so mehr haben sie sich der Politik und den schönen Künsten zugewandt.
ROT: Wer heute in diesem Sinne Bürger sein wollte, könnte der Arbeit ohne weiteres entsagen und entspannt von der Grundsicherung leben. Durch Sozialkaufhaus, Kleiderkammer, Gebrauchtmöbel und -technik sowie öffentliche Büchereien mit W-LAN wäre dafür gesorgt, dass man einen gewissen Wohlstand genießen und dabei am politischen, sozialen und kulturellen Leben teilhaben könnte. Einschränkungen und Organisationsaufwand würden überkompensiert durch einen Freiheitszuwachs, von dem der normale Arbeitsbürger nur träumen könnte... Warum machen wir das nicht?
WEISS: Weil der Bezug der Grundsicherung geächtet ist. Wäre sie als alternativer Lebensentwurf akzeptiert, würde sich ziemlich bald die Systemfrage stellen.
ROT: Aber wir würden es lieben Computer und Roboter für uns arbeiten zu lassen - und eine Computerrente zu beziehen. Wir würden dann bemerken, mit wie wenig man auskommen kann ohne auf etwas wesentliches zu verzichten - und der CO2-Ausstoß würde sich nebenbei halbieren.
WEISS. Na ja, ein bisschen menschlicher Gehirnschmalz wäre schon noch von Nöten. Aber von dem biblischen Fluch - wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen - wären wir befreit.
Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu.)
LG Ralf & Thomas
„Denn wir hören, daß etliche unter euch unordentlich wandeln, indem sie nichts arbeiten, sondern fremde Dinge treiben.“ Thessalonicher – Kapitel 3.
Hm – „Nicht-Arbeiter“ – also die, die durch ihre Beschäftigung nicht unbedingt ins Schwitzen geraten – das sind z.B. Angestellte, Beamte, Kaufleute, Kapital- und Grundbesitzer. (Menschen ohne Beschäftigung wie auch Rentner/Pensionäre sind noch mal ein anderes Thema).
Der Anteil von uns „Nicht-Arbeiter“ ist in den letzten Jahrhunderten drastisch gestiegen – aber dennoch haben wir wahrlich keinen Hunger gelitten.
Mit einer kleinen Ergänzung: „wer nicht arbeitet, soll auch nicht (soviel) essen“ wäre der Slogan gesundheitspolitisch ja gar nicht so falsch gewesen. Aber sozialpolitisch hätte Müntefering zu denken geben müssen, dass Stalin und Hitler diesen Spruch auch schon in den Mund genommen hatten…
Andere hatten bessere Slogans: „Arbeit muss sich wieder lohnen“. Aber Ihr habt natürlich recht: im Sinne der Marktwirtschaft wird sich Arbeit in Zukunft nie wieder lohnen – weil Computer und Roboter einfach preiswerter sind.
Also ja – die Zeiten haben sich geändert – wir müssen dringend unordentlich wandeln und fremde Dinge tun…
Angst vor zu wenig Arbeit habe ich beim Thema Digitalisierung nicht aber davor, dass ich eines Morgens von dem Einschlag einer Abrissbirne aus dem Schlaf gerissen werde und vor dem Haus ein Trupp aus führerlosen Baumaschine steht, der sich nicht mehr stoppen lässt.
Ihr wollt uns alle in Rente schicken?
Alle träumen von der Rente – aber die wenigsten kommen dann damit klar. Das Gefühl nützlich zu sein und gebraucht zu werden wird ja jahrelang vor allem durch den Job befriedigt.
Auch eine plötzliche Arbeitslosigkeit stürzt die meisten in ein großes leeres Loch. Das Gefühl der Wertlosigkeit wird dann noch verstärkt durch die öffentlichen Zweifel an der Bedürftigkeit und an der Arbeitsbereitschaft, die während der regelmäßigen Verhöre in den „Jobcenter“ immer wieder aufs Neue durch den Arbeitslosen bezeugt werden müssen. Das ist unwürdig.
Den Zwang jeden kleinen Zuschuss einzeln erbitten zu müssen nur als „Organisationsaufwand“ und die Grundsicherung von Hartz IV als Paradies auf Erden darzustellen ist daher zynisch.
Wenn Ihr mit der Computerrente eine Art bedingungsloses Grundeinkommen meint, wäre das sicher eine zu diskutierende Alternative zu dem jetzigen Verfahren.
Aber auch das gibt natürlich immer noch keine Antwort auf die Frage, ob wir Menschen denn überhaupt nützlich sind und sinnvoll gebraucht werden?
Es gibt hier wie es scheint ein Mißverständnis: Es geht nicht um die Abschaffung von Arbeit an sich, sondern um die Trennung von Arbeit und Einkommen. Wenn wir Arbeit definieren als „etwas Nützliches für andere tun“, dann gibt es nach Tolstoi „für jemanden, der anderen nützen will, immer etwas zu tun“. Von daher würde die Computerrente an vielen Stellen „Sinn“ ganz neu ermöglichen.
Das Hartz4-System in diesem Sinne heute schon zu nutzen und die damit verbundenen Repressalien um der Freiheit willen, das zu tun, was ich wirklich will, in Kauf zu nehmen, steht mir frei. Sich von der Ächtung durch die Umstehenden frei zu machen, ist eine Herausforderung, die sich zwischen meinen Ohren abspielt.