ROT: Ich hätte große Lust, mir ein Baumhaus zu bauen.
WEISS: Nicht sehr originell und etwas spät. Die Party im Hambacher Forst hat bereits ohne dich stattgefunden.
ROT: Vom Fernsehsessel aus habe ich wehmütig die jungen Leute bewundert, wie sie heroisch-konsequent für das kämpfen, was sie für gut und richtig halten.
WEISS: Wir haben weiland zu Hunderttausenden gegen den Natodoppelbeschluss demonstriert. Ich kenne das erhebende Gefühl, Partei zu ergreifen und etwas zu unternehmen. Auch wenn ich hinterher feststellen musste, dass wir falsch lagen. Ohne Menschen, die etwas unternehmen, passiert eben nichts.
ROT: Dann sind Demonstranten Unternehmer?
WEISS: Stimmt. Unternehmer unternehmen etwas. Angestellte stellen sich an.
ROT: Worauf willst du hinaus?
WEISS: Unternehmer sind überzeugt von sich und ihren Ideen. Sie lassen sich nur ungern von anderen Ansichten irritieren. Nur durch konsequente Einseitigkeit bewahren sie sich ihre Tat- und Durchschlagskraft...
ROT: …mit der Folge, dass sie mit ihren Initiativen auch mal daneben liegen und floppen. Brauchen Demonstranten wie Unternehmer auch Kredit?
WEISS: Ja, die Hambacher Waldmenschen machen notgedrungen Schulden, das heisst sie machen sich schuldig am Arbeitsplatzabbau in Gartzweiler, an Haushaltsengpässen der Gemeinden aufgrund von ausbleibenden Dividendenzahlungen von RWE, an möglichen Atomstromimporten aus Frankreich… Diese Schulden sollen die Erreichung der Klimaziele ermöglichen.
ROT: Mit der Energiewende hat das ja bisher nicht so geklappt. Und wer sind dann die Gläubiger?
WEISS: Wir alle: die gesamte Gesellschaft. In der Demokratie gehen wir hier bewusst ins Risiko und hoffen auf eine Dividende. Das kann auch mal kostspielig werden wie z. B. die Antiatombewegung. Aber sonst würde sich ja nichts bewegen.
ROT: Etwas zu bewegen ohne schuldig zu werden geht also nicht. Spannender Gedanke.
Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu.)
LG Ralf & Thomas
Na klar, alles neu Geschaffene lässt etwas anderes zu Grunde gehen. Das mit der Schumpeter’schen schöpferischen Zerstörung haben wir schon an der Uni gelernt. Mit jeder Entscheidung nehmen wir aber Schuld auf uns. Besser als Schande, die bliebe ja.
Wir sehen ja gerade in der Politik, im Hambacher Forst und in vielen Unternehmen in der Krise das ein „Weiter so“ aktuell in der Beliebtheitsskala ganz unten steht.
Lieber Schuld statt Schande – ein starkes Statement!
Die logische Fortsetzung von Ralf seiner These „Etwas zu bewegen ohne schuldig zu werden geht also nicht.“
Die AfD bekommt Freudentränen beim Lesen dieses Blogs.
Schwingen wir jetzt die AfD-Keule?
„Unternehmer unternehmen etwas. Angestellte stellen sich an.“ Na klar – und die Alkoholsteuer ist für Alkoholiker??
Unternehmer engagieren sich für etwas – im Zweifel für ihren Gewinn.
Demonstranten engagieren sich meistens gegen etwas – sind selber also nicht kreativ, sondern oft nur zerstörerisch. Obwohl sie meistens eigentlich nur gegen eine Veränderung sind: gegen das Abholzen, gegen die Stromleitungen für die Energie-wende, usw. Also doch nur von der „German Angst“ gegenüber allen Veränderungen getrieben.
Da hast du allerdings einen Punkt: Demonstranten generieren ihre Visionen (z.B. von einer Postwachstumsökonomie) eher aus Angst und Besorgnis, während die klassischen Unternehmer die ihren aus Optimismus und Zuversicht (irgendwer wirds schon kaufen).
Ich glaube, Demonstranten und Unternehmer brauchen ab und zu mal einen Sparringspartner auf Augenhöhe, der Motive und Ergebnisse hinterfragt. Mit der richtigen Erkenntnis oder Kurskorrektur geht’s dann erfolgreich weiter…
Wie so oft müssen sich sowohl Unternehmer als auch Protestler zwei Fragen stellen: welche Alternativen gibt es und welche Konsequenzen hat eine Haltung? Ein guter Unternehmer entscheidet hier aufgrund von Fakten und Intuition. Aber er denkt weiter. Ob das bei allen „Aktivisten“ auch immer der Fall ist? Also hier: wenn wir die Abholzung verhindern um den Wald zu schützen, woher kommt dann der Strom, wird er teurer, ist er unterm Strich ökologischer? Und stehen wir dann zu den Folgen? Akzeptieren wir das logische B wenn wir A fordern? Denken wir WEITER?
Wie oft sitze ich bei politischen Debatten vor dem TV und schreie den polternden Politiker innerlich an mit der Frage: „Und jetzt?“ Welche realisierbaren Alternative gibt es denn?
Unternehmer spüren die Konsequenzen ihres Handelns unmittelbar. Demonstranten können für die Konsequenzen dann wieder anderen die Schuld geben und dagegen demonstrieren.
Und damit möchte ich mitnichten Demonstrationen oder gar engagierte Menschen missbilligen, sondern darum bitten, WEITER zu denken und konsequent zu sein.
Finde eine Haltung und verhalte Dich. Einer meiner Lieblingssätze!
Nicht jeder Demonstrant ist ein Unternehmer,
da sind auch Schein-Selbstständige dazwischen.
Das ist aber immer noch besser, als am Stammtisch alles besser zu wissen.
Und zugegeben bin ich öfter am Stammtisch als auf einer Demo.
Na gut, dann bin ich eben kein Unternehmer, habe keine Schuld auf mich geladen und schäme mich.
Auf der anderen Seite kann ja auch nicht jeder Unternehmer sein,
wo würde das wohl hinführen ?
Der Demonstrant als „Schein-Selbstständiger“trifft es sehr gut: Geht doch der Demonstrant – anders als ein Unternehmer – nicht mit eigenem, sondern immer nur mit Gesellschaftskapital ins Risiko.
Die Geschwister Scholl (weiße Rose) sähen das ganz sicher anders….
Und das zu Recht.
Um hier keine weiteren Missverständnisse aufkommen zu lassen:
Schein-Selbstständige sind für mich Mitläufer, wenn Demonstranten Unternehmer wären.
Diese beiden jungen Menschen waren Widerstandskämpfer die das Risiko, dass sie
-für die Gesellschaft – eingegangen sind, mit Ihrem Leben bezahlt.
Kein Grund für Scham, solange das Bier schmeckt und der Kopf dennoch klar bleibt…