ROT: Ein guter Bekannter ist stolze Führungskraft geworden - und hat nun einen Führerschein als Lokführer.
WEISS: Zigeunerschnitzel darf man nicht mehr sagen. Der Negerkuss ist verpönt. Aber Führerschein ist immer noch erlaubt?
ROT: Ja - denn ohne große und kleine Führer kommen Politik und Wirtschaft eben nach wie vor nicht aus. Jeder Deutsche weiß wie weiland Guido: Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt's einen, der die Sache regelt.
WEISS: Am Ende muss Führung in einer Demokratie jedoch immer eine möglichst professionelle Dienstleistung sein. Der Reiseführer zeigt uns den Kölner Dom. Der Bergführer bringt uns auf den Watzmann. Selbst Friedrich der Große hat sich in einem weisen Moment lediglich als erster Diener seines Preußenstaates verstanden. Als Kunde von politischen Führungsdienstleistungen ist in der Demokratie immer das Volk König.
ROT: Und in der Wirtschaft? Da ist doch jedes Unternehmen immer noch ein Fürstentum für sich, in dem sich Herrschaft und Knechtschaft allenfalls gemildert durch Arbeits- und Betriebsverfassungsrecht ausleben! Die Führungskraft führt dort den abhängig Beschäftigten - weil der sich doch wohl nicht selber führen kann?
WEISS: Sieh es mal so: Die sogenannte Führungskraft ist doch bei Licht betrachtet nichts anderes als ein Einkäufer, der vom Unternehmen die Erlaubnis bekommen hat, bei anderen Mitarbeitern des Hauses Leistungen einzukaufen, die er selbst nicht erbringen kann, für die er aber gesamthaft verantwortlich ist. Daher muss eine Führungskraft nicht viel mehr können als ein Einkäufer kann.
ROT: Die Führungskraft muss also seine Mitarbeiter-Lieferanten genau kennen und wissen was sie bei wem in welcher Komplexität, Qualität, Menge und Zeit bekommt. Dann sollte sie präzise Bestellungen abgeben und das Gelieferte prüfen und gegebenenfalls reklamieren - auf jeden Fall aber pünktlich und wertschätzend bezahlen. Dabei sollte die Führungskraft immer darauf achten, zu ihrem Lieferanten eine vertrauensvolle, belastbare und auf Langfristigkeit angelegte Beziehung zu gestalten.
WEISS: So ist es! Und glaub mir: So geführt werden die Mitarbeiter-Lieferanten stolz sein, ihren Beitrag in der Wertschöpfungskette zu leisten.
ROT: Dann ist Führen im Grunde so einfach wie Einkaufen?
Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu.)
LG Ralf & Thomas
oh nee, das kann ich als alter Psycho doch nicht so stehen lassen. Ihr formuliert hier den Gedanken der Ich-AG in anderen Worten und merkt noch nicht mal, dass da was fehlt: Miteinander, 1+1 nicht gleich 2, Organisation als Organismus, Entwicklungsmöglichkeiten des Einzelnen und der Gruppe,,,
Es tut mir leid, ich bin sonst ein großer Fan Eurer Vereinfachungen. Aber das hier fühlt sich zu platt an. Bin gespannt wie es anderen geht….
Liebe Grüße
Matthias
Danke für diesen wertschätzenden Kontrapunkt. Ja, es geht mir tatsächlich um mehr Marktwirtschaft in den ansonsten doch sehr planwirtschaftlich verfassten Unternehmen. Marktwirtschaft bildet auch einen Organismus, der wie draußen in der Makroökonomie als sozial konnotiert sein sollte. Durch diesen Perspektivwechsel gilt es die Freiheit des Selbständigen mit der Sicherheit eines Beschäftigungsverhältnis zu kombinieren. – Die Führungskraft als Einkäufer bedeutet in der internen Zusammenarbeit m.E. für den Mitarbeiter Empowerment pur, da er die volle Verantwortung als Dienstleister und Experte auf Augenhöhe gegenüber seinem „Einkäufer“ übernimmt!
Es gibt Menschen die scheinbar ohne Führung eine vereinbarte Arbeitsleistung nicht erbringen können und es gibt Menschen die mit zunehmender Führung immer weniger Leistung erbringen.
Wenn sie keinen Vorgesetzten hätten bräuchten sie auch keinen.
Damit haben scheinbar viele, der sogenannten kleinen Führer, Probleme.
Angenommen eine Sparte besteht aus 50 Mitarbeitern, davon bekommen 10 nichts eigenständig geregelt, die Anderen sind getaktet und laufen von allein.
In den 47 Jahren in verschiedenen Unternehmen führte das dann bei mir häufig dazu, dass der einfältige Unteroffizier mit der Gießkanne Maßnahmen/Kontrollen/ ect. über alle aus gegossen hat, da es ihm zu müßig war das Problem mit den der 10 Mitarbeiter einzeln zu klären.
Supi, der kleine Führer hatte es geregelt, die 10 Mitarbeiter waren in der Spur, aber am Jahresende war das Ergebnis der Sparte in der Regel aber noch schlechter als vorher.
Macht nichts, kann ja keiner beweisen woran es gelegen hat und Schuld sind eh immer die Anderen.
Aber wo bekommt man heute noch qualifizierte Führungskräfte.
Eigentlich sollte eine Führungskraft wie ein Autopilot arbeiten,
man nimmt ihn kaum war, kommt aber trotzdem sicher ans Ziel.
Ein Führer ist der, der das Ziel und den Weg dorthin gut kennt?
Ein Führer ist der, der beim Tanzen verhindert, dass man sich auf die Füße tritt?
Das Wort Führung steckt auch in Zuführung – die Hand die mich füttert?
Ziemlich platte Wortspiele, die aber verdeutlichen, dass es hier um mehr gehen muss:
„Die heutige Führungskrise besteht in der Mittelmäßigkeit beziehungsweise Verantwortungslosigkeit“ (J. M. Burns)
Vielleicht kommt daher auch niemand auf die Idee sich selbst als Führer zu bezeichnen! Bei dem Wort Manager werden die meisten dagegen wohl zustimmend nicken. Ein Verwalter von Zielvereinbarungen, Zeitplänen, Budgets und Ressourcen – inklusive der Ressource Mensch.
Aber die Verwaltung der menschlichen Ressource ist so lästig…
Die fordert u.a. Gerechtigkeit, z.B. in Form von gerechter Bezahlung oder gleiche Chancen auf Weiterentwicklung usw.
Also verteilen wir diese schwere Last auf mehrere Schultern:
Der des Managers, mit dem Fokus auf Projektmanagement.
Und einer Personalabteilung, die zumindest die gesetzlichen Fürsorgepflichten sicherstellt – und vielleicht auch die Illusion von Weiterentwicklung durch Weiterbildung.
Und in der Personalabteilung am besten noch eine weitere Spezialisierung: das Recruiting – den Einkäufer für die Ressource Mensch.
Und nun soll sich ein normaler Angestellter als Einzelkämpfer mit all diesen Spezialisten auf der anderen Seite auseinandersetzen – auf gleicher Augenhöhe???
Eine sehr gute, empathische und oft selbstlose Pflegekraft soll sich plötzlich in eine egozentrische und feilschende Krämerseele verwandeln – und als Verkäufer seiner Arbeitskraft den zumindest im Personal Einkauf gut ausgebildeten Spezialisten ein gerechtes Verhandlungsergebnis abringen?
Genau diese Konstellation führt auch dazu „.. das das Einkommen der Menschen umso geringer, je nützlicher ihr Job ist.“ (David Graeber).
Ja – Menschenführung mit der Seele eines Krämers wird zu „Empowerment“ führen – aber in Form von gelben Westen auf den Strassen – wenn nicht schlimmer …
Ja: Angestellte stellen sich an. Unternehmer unternehmen etwas. – Der im Blog-Beitrag beschriebene Perspektivwechsel, bei dem der Arbeitgeber zum strategischen Kunden des Mitarbeiter-Dienstleisters und die Führungskraft zum Einkäufer wird, forciert das Prinzip Selbstverantwortung, also Unternehmertum in eigener Sache: Es kommt nicht nur darauf an, einen guten Job zu machen, sondern die Leistungen positiv mit der eigenen Person im Sinne eines authentischen Selbstmarketings zu verknüpfen. Parallel geht es darum, sich um belastbare Beziehungen zu allen im Kontext relevanten Personen so zu bemühen, dass diese gerne und zu fairen Bedingungen mit dem Mitarbeiter-Dienstleister zusammenarbeiten. Das ist Vertrieb in eigener Sache. Last but not least ist es in der Verantwortung des Mitarbeiter-Dienstleisters sich um seine sogenannte Employability eigenverantwortlich zu kümmern, also darum, sich mit seinen Kompetenzen zukunftsfähig zu halten. Ich würde sogar soweit gehen, dass ein Teil des Lohnes – paritätisch finanziert – zweckgebunden für „Forschung & Entwicklung“ in eigener Sache ausgezahlt werden sollte. Die Personalabteilung sollte dem Mitarbeiter bei der Frage nach der konkreten Investition dieser Mittel als interner Dienstleister beratend und organisierend zur Seite stehen. So kämen wir aus der gefühlten Abhängigkeit in den Beschäftigungsverhältnisses heraus in ein selbstbewusstes firmeninternes Unternehmertum und in die Gestaltung einer firmeninternen sozialen Marktwirtschaft.
Es gab schon viele schöne Perspektivwechsel:
Soziale Gleichheit und Freiheit aller Menschen in einer herrschaftsfreien und klassenlosen Gesellschaft auf der Basis von Gemeineigentum und kollektiver Problemlösung.
Solche und andere „Perspektiven“ sind dann aber am realen Menschen gescheitert…
Selbstmarketing (oder der Erfolg des Wonderbra):
Ich kenne Schwätzer und Blender – und ich kenne Mitarbeiter mit fast schon autistischen Zügen.
Ich werde mir so oder so die Mühe machen müssen, die echte Leistung meiner Mitarbeiter zu bewerten, zu würdigen und zu fördern – und nicht deren Lautstärke ….
Die Verantwortung für eine gute Führung liegt bei dem Führenden – immer!!
Ja Georg, das ist wohl der Idealfall, eine Führungskraft die Leistung bewertet, würdigt und fördert.
Und wenn Du der Firmeninhaber bist, sind bestimmt auch alle mit Deiner Führung zufrieden und niemand hinterfragt das.
Aber leider ist es nun mal nicht überall so.
Da beschränkt es sich eher auf standardisierte Leistungsbeurteilungen und das Nasengesetz.
Die alleinige Verantwortung für gute Führung und
gute Ergebnisse wird hier durchaus gern in Anspruch genommen.
Und bei einer Führung mit negativen Auswirkungen ?
Den Schwarzen-Peter will in der Regel keiner haben.
Die Konsequenzen tragen aber alle.