ROT: Ich sag ja, schmeiß keine Klamotten weg, es kommt alles wieder. 1968 kam der talarummanelte Respekt in die Mottenkiste, unter dem es mächtig gemüffelt hatte. Respektspersonen waren seitdem erledigt. - Fünfzig Jahre später ist Respekt auf einmal wieder schick! - Was ist da los?
WEISS: Na ja, die Zeit ist eine geschickte Änderungsschneiderin. Respekt wurde kurzerhand in Gleichgültigkeit umgenäht.
ROT: Wie jetzt? Sind denn Gleichgültigkeit und Respekt keine Gegensätze?
WEISS: Gleichgültigkeit hat zwei Bedeutungen, eine schwache und eine starke. In seiner schwachen Bedeutung ist mir alles andere egal, solange es mir nicht in die Quere kommt. Frei nach dem Motto: Leben und leben lassen. Funktioniert prima, wenn viele Leute auf engem Raum friedlich zusammen leben sollen. Der Nachteil: Es kann schon mal sein, dass der Nachbar unbemerkt verwesend in seiner Wohnung liegt.
ROT: Und die starke Bedeutung...
WEISS: ...ist die, wenn etwas in Bezug auf ein anderes gleich gültig ist. Als jemand, der mit Religion nichts am Hut hat, kann mir der Muslim egal sein. Aber als überzeugter Christ kann ich in ihm einen Glaubensbruder anerkennen, der sich auf einem anderen Weg auf Gott zu bewegt. In diesem Fall wäre für mich der Islam gleich gültig und die dazu passende Empfindung wäre Respekt.
ROT: Das heisst, der früher empfundene Respekt als ein Gefühl der Unterlegenheit gegenüber etwas Mächtigerem ist heute Anerkennung, die dem Anderen auf Augenhöhe begegnet und in ihm interessiert das Eigenständige und Berechtigte wertschätzt? Cool, so sieht Respekt richtig gut aus!
Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu)
LG Ralf & Thomas
nette Wortspielerei diesmal, die Übertragung dann aber etwas platt. Am Ende bleibt mir nix übrig, als selbst zu denken. Danke dafür.
PS: ist Wertschätzung dann im selben Sinne nichts Anderes, als das Taxieren des Beitrags eines Anderen, unter der Prämisse, dass jede/r Überlebende der Evolution schon mal 90% Wert erreicht hat?
Dein PS verstehe ich nicht.
Na ja, das mit dem neuem Respekt ist wohl so eine Sache.
In der Republik ist er offensichtlich noch nicht in Gänze angekommen.
Oder besser gesagt, sehe ich dann doch eher das Gegenteil
Der alte Respekt ist da meiner Meinung nach häufiger vertreten.
Sieht dann für mich aber eher aus wie ängstliche Zustimmung.
Eventuell hat der andere mich nicht mehr lieb, schlimmer noch
er wird böse. Im Berufsleben begegnet mir das schon.
Im Alltag ist der bekundete Respekt vor der anderen Meinung,
eventuell auch eine Abkürzung.
Keine Lust auf schwierige Diskussionen .
Respekt vor der anderen Meinung als Abkürzung, um nicht diskutieren zu müssen…..das ist ein interessanter Gedanke! Ja, ich glaube, das habe ich wohl auch gelegentlich gemacht….Respekt suggerierende Zustimmung, um nicht streiten zu müssen….
Anbei ein sehr spannender Beitrag, insbesondere die Haltung von Congresswoman Barbara Lee hat mich zutiefst beeindruckt…Sie bekam sehr wenig Respekt. Damals. Heute wird sie von vielen verehrt. https://www.wnycstudios.org/story/60-words