ROT: Du besteigst zur falschen Zeit am falschen Ort ein Flugzeug - und verschwindest vom Radar. Was ist das: ein unglücklicher Vorfall, ein nachrichtlicher Zwischenfall, ein tragischer Unfall oder einfach nur ein dummer Zufall?

WEISS: Das haben die Dinos vor 65 Millionen Jahren auch gedacht, als ihnen ein Meteor mir nichts dir nichts den Garaus gemacht hat. Astronomen hätten das Desaster mit den entsprechenden Instrumenten sicherlich kommen sehen und den Einschlagort und -zeitpunkt exakt vorherbestimmen können.
ROT: Du meinst, für jede Wirkung gibt es immer auch eine Ursache? Die Flugschreiber werden sicher auch in diesem Fall diese an den Tag bringen. Aber was ist es auf der Individualebene: Zufall oder Schicksal?
WEISS: Die beiden Alternativen sind doch vielmehr Zufall oder Zuteil. Sage ich Zufall, dann interessiert mich: Was ereignet sich, wo und mit welcher Wirkung drängt das Ereignis in mein Leben? Sage ich Zuteil respektive Schicksal, dann richtet sich mein Fragen nach dem Woher und Warum des Ereignisses.
ROT: Und dann kommt doch in der Regel Gott ins Spiel.
WEISS: Gott ist der große Platzhalter fürs Unbegreifliche. Er ist die transzendentale Blackbox, die noch niemand ausgelesen hat. Und dabei halten doch sowohl die Schlichtesten wie auch die Gelehrtesten ihre Ohren ganz genau hin - als könnten sie etwas Sicheres vernehmen.
ROT: Was hat er wohl dabei gedacht, als die Passagiere vor ihren Rechnern gesessen und ihre Flüge gebucht haben; als sie am morgen ihre Koffer gepackt haben und mittags eingecheckt sind; als kurz nach dem Start die Strömung über den Tragflächen abgerissen ist - und alle ins Verderben gestürzt sind.
WEISS: Wir Christen versuchen uns damit zu trösten, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. (Römer 8,28)
ROT: Ja sicher - diese Hoffnung stirbt zuletzt.
Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu.)
LG Ralf & Thomas
Das ist nun aber wirklich „Jenseits von Gut und Böse“: Ihr wollt Karfreitag Gott gleich mit ans Kreuz nageln?
„Also sprach Zarathustra“: „Gott ist eine viel zu extreme Hypothese.“
Das mag im Jahre 1887 für den dogmatischen „Gott“ in den großen Kathedralen zugetroffen haben. Aber heutzutage sind wir gegenüber anderen Hypothesen offener.
In Eurem Beitrag wollten Menschen von A nach B reisen – und „landeten“ in C. Ihr bewertet C als „Verderben“ – aber ist das, zumindest aus Sicht des Reisenden, nicht ebenfalls nur eine vermessene Hypothese? Genau so wenig fundiert, wenn man C als Erlösung bezeichnen würde…
Erhebt Ihr Euch gar selbst zu Göttern, wenn Ihr Gott für tot erklären wollt?
Daher folge ich dem Rat von Nietzsche und frage Euch: „auf welche Moral will (Pomm)es hinaus“?
Existiert für Euch irgendeine Form von Transzendenz – oder geht es nur um Transfette?
😊
Pommes will anregen. Unsere Moral? Vielleicht ganz allgemein die Eigenverantwortlichkeit? Die Welt ist bunt und es ist an uns, die Farben zu sehen. Ja, ich glaube an die Transzendenz. So irre es sein mag, dass Naturgesetze einen A380 in die Luft bringen, so unerklärlich es sein mag, dass Transparenzregeln bei Boeing möglicherweise nicht eingehalten wurden. Gott ist nicht tot. Gott hat uns gezeigt, dass nicht nur Vögel fliegen können. Und die Menschen zeigen, wie fragil die Fliegerei ist.
Ich stelle mir gerade vor, dass ich den Flieger wegen der unzuverlässigen Deutschen Bundesbahn verpasst hätte, welch Unglück.
Schon im Zug bin ich sauer und könnte ich die Verantwortlichen zum Mond schießen.
Ein paar Stunden später möchte ich die ganze Welt umarmen und ganz besonders die Deutsche Bahn, welch unfassbares Glück habe ich doch gehabt.
Jetzt gehe kein Risiko mehr ein, miete mir ein Auto und will nur noch Hause zu meinen Lieben.
Auf der A1 knallt mich ein Geisterfahrer weg, na gut davon habe ich zwar nicht viel mitbekommen, trotzdem scheiße… großes Unglück.
Bei der Obduktion meiner Überreste stellt man fest, dass ich nur noch wenige Monate zu leben gehabt hätte … Gehirntumor, qualvoller Tod.
Glück gehabt ? Ist mir egal, ich bin ja weg.
Und Gott, ob der sich mit so etwas beschäftigt ?
Der hat doch ganz andere Probleme zu lösen !!!
Die Wege des Herrn….✌️
“ … dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. (Römer 8,28)“. Diese Feststellung als „Hoffnung“ zu deklarieren, zeigt mir das tiefe Unverständnis dieses Paulus-Satzes. Denn es ist nicht Hoffnung, sondern Realität. Es bedeutet, dass, egal was passiert (und selbst, wenn es ein Unfalltod ist), es aus Sicht des Betroffenen insofern „gut“ ist, als er sich in jeder Lebenslage als von Gott begleitet betrachten darf. Diese hundert-tausendfach gemachte Erfahrung lässt Christen ihren Alltag einigermaßen angstfrei erleben, umso angstfreier, je gefestigter ihr Glaube ist … Glauben heißt in diesem Kontext vertrauen. Darauf vertrauen, dass alles „gut“ wird. Nicht notwendigerweise „gut“ im Sinne menschlichen Wünschens und Wollens, sondern „gut“ im Sinne eines höheren Sinn-Gefüges.
Bitte sei gnädig mit Deinem Urteil, lieber Fax: Die Abgrenzung zwischen Glaube, Hoffnung, Vertrauen, Gewissheit im christlichen Sinne ist durchaus nicht trivial. Glaube ich an den tieferen Sinn des sichtbar Sinnlosen? Hoffe ich darauf, dereinst einen Sinn zu erkennen? Vertraue ich darauf, dass es irgendwie schon einen Sinn ergibt? Verspüre ich die Gewissheit eines Sinns im Unsinns? Im Text selbst heißt es: „Wir wissen! aber…“ (Οἴδαμεν δὲ) Nach dem späten Schelling ist „Glaube selber Wissen, das der Unruhe des Forschens entzogen ist. Der Glaube aber hebt die Unruhe des Suchens nicht auf, sondern fordert sie, gerade weil er das Ende des Suchens ist. Der Anfang ist Glaube an Wissen. Das Ende ist der Glaube, der das zur Ruhe gekommene Wissen ist.“ (Zitiert nach https://de.zenit.org/articles/schelling-ein-titan-des-denkens-die-philosophie-der-offenbarung/)
So gesehen bin ich dann für jemanden, der noch nicht an der Reihe war, mit dem Geisterfahrer zusammengestoßen.