Das kannst du dir schenken

ROT: Kein Tag, an dem mir nicht irgendein Geschenkgutschein ins Emailpostfach flattert. Die schenken mir doch nur etwas, weil sie eigentlich etwas von mir wollen. Ich will aber nichts geschenkt.

WEISS: Das Leben mit allem drum und dran doch schon - oder nicht?

ROT: Stimmt - und bis jetzt habe ich auch noch keinen Muttertag verpasst. Aber das ist lange her.

WEISS: Du meinst heutzutage ist ein Geschenk eher ein Störfall und im Grunde etwas für die Compliance-Abteilung.

ROT: Schenken ist doch ein einziger Krampf. Die Leute dürfen nichts nehmen, oder sie haben schon alles, oder sie können den Hals nicht vollkriegen. Und von dem ganzen Kommerz rund um Valentin & Co ganz zu schweigen. Ein Geschenk ist doch nichts anderes als ein Gleitmittel für Zwischenmenschliches...

Geiz - nicht geil !

WEISS: ...und hat dabei die Wunderkraft - wie dazumal Lessings Ring - vor Gott und den Menschen angenehm zu machen.

ROT: Das heißt man gibt etwas ohne, zumindest unmittelbar, etwas dafür zu bekommen - außer Dank und warme Worte.

WEISS: Und was macht ein Geschenk wertvoll?

ROT: Für den Beschenkten doch wohl seine Brauchbarkeit. Unbrauchbare Geschenke werden gerne zu Wanderpokalen.

WEISS: Stimmt, bei nüchterner Betrachtung ist das so. Der Geber seinerseits verschenkt in der Regel schmerzfrei aus seinem Überfluss heraus. Ein Geschenk bleibt dabei so lange billig, wie es nicht weh tut. Es wird dagegen um so teurer, je mehr es für den Schenkenden selbst Entbehrung bedeutet. Verschenkt er (oder sie) dabei sich selbst, nennt man das Hingabe - und das Geschenk transformiert zu Liebe.

ROT: Und erweist sich der so Beschenkte hernach als unwürdig, dann war's Verschwendung - oder?

WEISS: Aber nur dann, wenn das Geschenk eine als Geschenk getarnte Investition in den Beschenkten war und die Rechnung nicht aufgegangen ist...

ROT: ...und mein Herr Sohn die von mir geschenkten Studienjahre nicht in einen Abschluss verwandelt hat.

WEISS: Ein echtes Geschenk dagegen ist in seiner höchsten und wertvollsten Form freilassend - und Ausdruck eines interesselosen Wohlgefallens des Schenkenden an dem Beschenkten.

ROT: Ja - das würde mir auch gefallen.

Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu.)
LG Ralf & Thomas

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Keine Woche, in der mir nicht ein Pommes Newsletter ins Postfach flattert.

Eurer Versprechen im Oktober:
„.. können wir .. auf Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Treue achten. Sonst wären wir doch von allen guten Geistern verlassen.“

Und wo ist dann Euer Beitrag vom letzten Mittwoch geblieben?
😊

Ja, ich weiß – einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Obwohl – die alten Griechen hätten ihrem Pferd doch besser mal in den Po geschaut.

Also – was ist denn Eure Hidden Agenda bei diesen vielen Pommes Geschenken?

Last edited 2 Monate zuvor by Georg

Berühmt werden?

Anerkennung?

„Interesseloses Wohlgefallen“ klingt wie „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

Schon klar – der alte Slogan von Kant für die neutrale Bewertung eines Vergnügens. Aber der Schenkende hat ein Interesse am Wohlgefallen des Beschenkten – sonst ist das Geschenk sinnlos.

Wir können also höchstens hoffen, dass der Schenkende ein selbstloses Interesse am Wohlgefallen hat.

Aber schon Claude Levi-Strauss warnte vor dem Irrglauben „man könne das Gesetz des Tausches überlisten, man könne gewinnen, ohne zu verlieren, genießen, ohne zu teilen.

Nun denn – dann teile ich hier meine Gedanken mit Euch und genieße dafür weiter Euren Blog 😊

Last edited 2 Monate zuvor by Georg

Ja, ein Danke darf der Schenkende schon erwarten. Das ist aber schon der Fall, wenn ich einem Tischgenossen den Zucker reiche. Grober Undank bietet bekanntlich juristisch den Grund, ein Geschenk zurück zu fordern. Es bleibt dabei: Ein Geschenk ist dann ein Geschenk im eigentlichen Sinn, wenn es freilassend ist.

Das Geschenk an den „mein Herr Sohn“ hat mich inspiriert, über Geschenke an meine Frau Tochter neu nachzudenken. Wieviel Erwartungen lege ich eigentlich mit hinein, inwieweit ist Studienfinanzierung Pflicht?
Interesselos bin ich sicher nicht ?
Danke

Achtung und Schutz der Menschenwürde zielen auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit, u.a. durch gleiche Chancen auf Bildung.

Art 1 GG: „(1) Die Würde des Menschen … zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Wieso ist die Menschenwürde Deiner Tochter dann von Deinen Ressourcen und Deinem Wohlwollen abhängig?

😊

Last edited 2 Monate zuvor by Georg

Die Geschenk-Tage können von mir aus gern abgeschafft werden.
Beschenkt wird in der Regel doch der, von dem man annimmt, dass er auch etwas schenkt.
Und dann bloß aufgepasst, dass man sich nicht überschenkt und der Eine eventuell mehr bekommt als der Andere.
Ok, meine Frau sieht das öfter anders.
Vereinbart ist: Wir beschenken uns an den bewussten Tagen nicht.
Klappt nur zu 50 %, am 14. Februar lag wieder eine kleine Aufmerksamkeit neben meiner Kaffeetasse.
Die zweiten 50 % könnt Ihr Euch wohl denken.
Da frage ich mich schon ob das so gut ist, wenn sie leer ausgeht obwohl sie leise gehofft hatte, dass ich mich nicht an die Absprache halte.
Das kleine Geschenk erzeugte bei mir eher wieder ein schlechtes Gewissen als Freude.
Das mit dem finanzieren der Studienzeit, haben wir nie als Geschenk betrachtet. Meine Frau hat unseren Söhnen das Leben geschenkt und an dem Geschenk war ich beteiligt.
Allerdings konnten wir beide vorher nicht fragen, ob sie das Geschenk auch möchten.
Geschenkt ist geschenkt und nun seht mal zu was ihr daraus macht ?
Kann man machen, jeder muss selbst entscheiden was ihm wichtig ist.

„Natürlich schenken wir uns nichts.
„Aber ich meinte doch nicht GAR NICHTS!
😊

Fettnäpfchen wohin man schaut:
Niemals Schuhe verschenken – damit läuft der Beschenkte davon
Und bloß keine Messer – die zerschneiden die Freundschaftsbande.

Und hoffentlich gab es am Valentinstag keine Missverständnisse:
„Willst Du kosen, schenke Rosen…
„Krokus: Lass’ mir acht Tage Bedenkzeit.
(aus „Neueste Blumensprache“ von Richard von Helmhorst)

Last edited 2 Monate zuvor by Georg

I agree with Picasso, who said:

“The meaning of life is to find your gift. The purpose of life is to give it away.” ?

Ein schönes Zitat!

Weckt bei mir allerdings seltsame Assoziationen:
give it away => Give away => Werbegeschenk => verschleudern => verschwenden

So gesehen passt das ganze Zitat perfekt auf einen Selbstmordattentäter – oder?

Ja – das dunkle in unseren Köpfen breitet sich aus:
Sauron wurde von den Elben zunächst als „Annatar“ („Herr der Geschenke“) bezeichnet. Erst im dritten Zeitalter wird Sauron dann „Herr der Ringe“ oder „Dunkler Herrscher“ genannt.

😊

Last edited 2 Monate zuvor by Georg

Ohhh da wird‘s aber so richtig dunkel wenn Morgoth dann auch noch dazu kommt, “the dark enemy”, “the black foe of the world”.
Da denke ich doch viel lieber an ein schönes Geschenk eingewickelt in farbenprächtigem Papier mit einer dicken fetten Schleife oben drauf.
Der erwähnte Attentäter weiß aber nichts davon. Er ist busy im Paradies!

Selbstmordattentäter, Busy im Paradies?
Bist Du Jungfrau und hast Insider Wissen? 🤣

Ich glaube aber, dass Men at Work den Aufenthaltsort besser beschreibt:

„Living in a land down under
Where women glow and men plunder
Can’t you hear, can’t you hear the thunder?
You better run, you better take cover“

Oder besingen die gar nicht die Hölle? 🤣

Last edited 2 Monate zuvor by Georg
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