ROT: Mir graut vor dem Alter.
WEISS: Man graut mit dem Alter! – Wo ist Dein Problem?
ROT: Nie war Alter so wertlos wie heute. Wissen ist alles - Weisheit gilt nichts. Früher musste man die Alten fragen, um die Welt zu verstehen. Heute erklären die Jungen den abgehängten Alten die neue Zeit.
WEISS: Was ist denn der Unterschied zwischen Wissen und Weisheit?
ROT: Ein Professor kann viel wissen, ist aber nicht notwendigerweise weise. Meine Oma war definitiv weise, obwohl sie nur die Volksschule besucht hatte. Weisheit ist Lebenserfahrung.
WEISS: Dann wären ja alle alten Leute weise. Viele Alte sind doch einfach nur engstirnig und borniert. Sie leben von ihren Vorurteilen und dem Glauben, dass früher alles besser war.
Aber zur Weisheit braucht es schon ein wenig mehr.
ROT: Wie wäre es mit Weisheit als reflektierte Lebenserfahrung?
WEISS: Aus Erfahrung wird man klug, nicht weise.
ROT: Ist denn Weisheit überhaupt an das Alter und die Erfahrung gebunden? Denn es heißt doch auch: Kindermund tut Weisheit kund.
WEISS: Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Was haben Kinder und Alte gemeinsam?
ROT: Kinder stehen noch nicht, Alte nicht mehr mitten im Leben.
WEISS: Weisheit bedeutet die Dinge aus einem gewissen Abstand zu betrachten, mit der Gelassenheit des Unbeteiligten. Ganz so wie Brecht in seinem Gedicht an die Nachgeborenen schreibt:
Ich wäre gern auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten
und die kurze Zeit
Ohne Furcht zu verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen,
sondern vergessen
Gilt für weise…
ROT: Ich wünschte, ich könnte all das... Wirklich, ich lebe in finstren Zeiten!
WEISS: Ja, Weisheit muss ohne Macht sein - sonst pervertiert sie. In der Weisheit kommt die Welt zur Ruhe.
Lasst's Euch schmecken! (Gebt gerne Euren Senf dazu.)
LG Ralf & Thomas
Für mich können Kinder und Alte auch mitten im Leben stehen, vielleicht sogar noch weniger geprägt vom „so soll es sein“ und mehr geprägt vom „so ist es“.
Wenn Macht ein Zuspruch ist, kein Anspruch, wäre es nicht prima, dem oder der Weisen Macht zuzusprechen?
Platon wollte in seinem Utopia alle Macht den Philosophen geben. Wenn Philosophen die Welt vom Kopf auf die Füße stellen, kommt wahrscheinlich ein ziemlicher Unfug dabei heraus. Sie taugen allenfalls als Hofnarren.
Ist es wirklich weise Abstand zu halten und nur unbeteiligt zuzuschauen?
Ist das nicht der Grund warum die Dummen die Welt regieren? Denn während der Wahnsinn weiter zunimmt, bleibt die Vernunft dagegen ziemlich schlank. Oder ist es nur ein Zeichen von Klugheit, sich im richtigen Moment dumm zu stellen?
Aber ist das Leben nicht sowieso nur eine Krankheit: Sie wird durch Geschlechtsverkehr übertragen und endet immer tödlich.
Wenn das nicht weise ist – dann weiß ich auch nicht…
😊
Ich denke wirklich immer an meine Oma, wenn es um Weisheit geht. Auch wenn die Vernunft schlank erscheint, Omas gewaltige Erscheinung hatte am Ende doch immer irgendwie Recht behalten…
„Kindermund tut WAHRHEIT kund“ – nicht Weisheit. Ansonsten habt Ihr da wieder einmal eine herrliche Kombi aus Sprachwitz und Lebensklugheit auf die Beine gestellt. Bravo!
Danke Fax, da hast Du tatsächlich einen Punkt, der zugleich die Frage anregt, wie dicht Wahrheit und Weisheit beieinander liegen („Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“).
Oh, wie vermisse ich die Zeit als es noch kein Internet gab.
Da konnte ich in Gesprächsrunden, Denjenigen die sich mit fremden Gedankengut profilieren wollten, nach belieben Behauptungen/Thesen
auftischen, nichts konnten sie widerlegen.
Heute wäre ich, dank Google und Co, nach 1 Minute entlarvt.
Einiges von unserm Wissen beruht nur auf dem Glauben, wir wüssten es .
Es kommt ganz darauf an, wem man glaubt, dass er das wohl wissen müsste.
Ein bisschen weise ist vielleicht wer Glaube und Wissen unterscheiden kann
Es täte uns doch sehr leid, wenn Du tatsächlich Profilierungssucht bei uns finden würdest. Es ist vielmehr die Lust am Denken und, ja, auch am provozieren. Fremde Federn bleiben, so wie sich das gehört, als solche gekennzeichnet. Und allen gilt die Einladung, das gebotene mit eigenem Senf zu würzen.
Hallo Ralf, wenn ich das bei Euch vermuten würde, wäre ich hier nicht mehr dabei.
Gemeint sind Diejenigen die versuchen, sich mit ihrem vermeintlichen Wissen, über andere zu stellen.
Und die sind mir halt schon öfter unter gekommen.
Wissen wir !! DANKE für Deine treue Begleitung!
Ich muss immer an Helmut Schmidt und den Dreiklang Denken, Sagen, Handeln denken. Wenn wir alle das kongruent täten, wäre vieles wohl einfacher…